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Utopia? Eine Welt der Erwachsenen

Aktualisiert: 7. Nov. 2023


Was passiert, wenn Ihnen, als Erwachsenem gesagt wird: Werde endlich erwachsen! Verhalte Dich dementsprechend! Sie würden wahrscheinlich sofort in Widerstand gehen. Wut und Ärger sind die Folge mit all seinen verbalen Facetten von Rechtfertigungen. Ihr hormoneller Haushalt tanzt Tango und Sie verlieren Ihre innere Balance. Was ist passiert? Diese Aussage triggert sofort Ihr emotionales Zentrum an. Ist dieses erst einmal aktiviert, können wir uns nicht mehr wie Erwachsene verhalten. Eigenverantwortung ist nicht mehr möglich.


Nur was bedeutet es, sich wie ein Erwachsener zu verhalten und eigenverantwortlich zu handeln?

Im gängigen Verständnis sollen wir Verantwortung für unser Handeln übernehmen und die Konsequenzen akzeptieren. Da wir uns mehrheitlich von unseren Emotionen der Angst steuern lassen, spreche ich von einer ICHVERANTWORTUNG. Das Ich, wir können auch Ego sagen, bewertet, urteilt, vergleicht jede Handlung. Ist voller Erwartungen und Überzeugungen. Ärgert sich schnell und möchte alles unter Kontrolle haben. Dementsprechend fallen unsere Entscheidungen und Handlungen aus. Auch wenn wir es nicht gerne hören - das hat nichts mit Eigenverantwortung zu tun und wir verhalten uns dann auch nicht wie Erwachsene - auch wenn wir so tun.


Was bedeutet Eigenverantwortung im neuen Paradigma? Wir können auch Seins- oder Selbstverantwortung dazu sagen. Das Sein bzw. Selbst besitzt andere Qualitäten. Eine der grundlegenden Qualitäten ist: Das Selbst ist angstfrei! Bin ich frei von Angst und Ärger, übernehme ich eine subtilere Form der Verantwortung für meine Handlungen. Die Angst, Fehler zu machen, schwindet und Schuld wird zu einem Fremdwort. Im Selbst verankert, spüre ich mich, weil mein Denken frei von Glaubenssätzen, Dogmen und Normen ist. Ich verhalte mich erwachsen.

Im Wirtschaftsbereich, in dem wir einen großen Teil des Lebens verbringen, wird immer mehr Eigenverantwortung eingefordert. Hinzu kommt, dass dieser vor großen Veränderungen steht. Daher ist es an der Zeit, das gängige "Mind-Set" zu überprüfen und zu transformieren. So wird es möglich sein, Organisationen mit lauter eigenverantwortlich handelnden Menschen zu gestalten. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen warten nur darauf.


Bevor ich nun näher auf das Thema eingehe, lassen Sie uns einen vereinfachten Blick auf unsere derzeitigen Systeme werfen. Dabei wird mit Instrumenten aus dem Bereich der Emotionen gearbeitet. Drohungen, Strafe, Schuld - also mit der Angst, um eine gewünschte Verhaltensveränderung zu erzielen. Mit diesen Emotionen, besonders mit der Angst, wird bis zu Ihrem letzten Atemzug hantiert. Übrigens, alle unsere Systeme, in den wir leben sind menschengemacht. Nichts ist in Stein gemeißelt und daher veränderbar.


  • Für Kinder übernehmen so genannte Erwachsene Verantwortung und entscheiden für sie. Erst die Eltern, dann Erzieher:innen in den Kindergärten, anschließend Pädagogen:innen in den Schulen. Wir werden dahingehend erzogen, den aktuellen Normen zu entsprechen. Als Kind haben Sie zwei Möglichkeiten: entweder Sie ergeben sich diesem Diktat oder Sie revoltieren. Laufen Sie quasi aus dem Ruder steht eine Heerschar an Experten:innen bereit, Sie "wieder in die Spur" zu bringen.

  • Irgendwann zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr beginnt der nächste Schritt in Form von unterschiedlichen Ausbildungen. Wie groß waren Ihre Möglichkeiten, während Ihrer Ausbildung, Verantwortung und Entscheidungen zu übernehmen? In einem starren System, in dem alles und jeder bewertet und benotet wird?

  • Jetzt kommt der nächste Schritt. Sie steigen in das Berufsleben ein. Sie glauben, endlich eigenverantwortlich in Ihrem Fachgebiet arbeiten zu können und sich weitestgehend frei entscheiden zu dürfen. Ist dem wirklich so? Außerdem nehmen die Erwartungen zu, wie Sie sein sollten und sich zu verhalten haben. Hinzu kommt, dass Sie zwischenzeitlich ein inneres Bild von sich entworfen und verfestigt haben, dem Sie entsprechen wollen. Also eine doppelter Erwartungsdruck - von außen und voniInnen. Auch hier wieder - Erwartungen sind immer mit Angst verbunden. Angst nicht zu genügen, nicht anerkannt zu werden, Fehler zu machen. Die ersten gesundheitlichen Beschwerden - physisch, psychisch und geistig - zeigen sich und wir gehen zu Experten und Expertinnen, die uns bitte helfen mögen, weiterhin gut im bestehenden System zu funktionieren. Wie können wir da von Eigenverantwortung sprechen?

  • So, nun haben Sie die schwersten Kämpfe überstanden. Endlich in Pension, glauben Sie nun, frei über Ihr Leben entscheiden zu können. Das haben wir bisher immer geglaubt und uns im Rahmen der so genannten Glücksforschung erzählen lassen. Die beiden Sozialwissenschaftler Kratz und Brüderl von der Ludwig-Maximilian-Universität München kommen dagegen zu ganz anderen Ergebnissen. Sie stellten fest, dass nach einer kurzen Phase des Wohlbefindens, Angst und Sorge wieder zunehmen. Sorge, da 6 Mio. von 17 Mio. Menschen über 65 alleine leben. Angst, da ab einem Alter von knapp über 70 Jahren die Pflegebedürftigkeit überproportional ansteigt.

Glaubenssätze & Co. - Angst - Eigenverantwortung

Die Grundlage aller Glaubenssätze, Überzeugungen, Erwartungen und Bewertungen ist die Angst. Übrigens, kennen Sie die kleine Schwester der Angst? Sie heißt Kontrolle. Gibt Ihnen das bereits zu denken? Wie sehr kontrollieren Sie andere und wieweit kontrollieren Sie sich selbst?

Zurück zur Angst. Sie hat in den letzten 2 Jahren signifikant in allen Altersgruppen zugenommen. Werden unsere Erwartungen nicht erfüllt oder unsere Überzeugungen nicht geteilt, werden wir mehrheitlich wütend und ärgerlich. Wir beginnen zu kämpfen. Die Angst kämpft immer!

Da es eine direkte Verbindung zwischen diesem emotionalen Zentrum und unserem Verstand gibt, legitimieren wir geschickt unsere daraus entstehenden Handlungen. Wir können sie begründen und erklären. Der Verstand trennt in richtig und falsch, in gut und böse.

Wir lernen von Kindesbeinen an zu kämpfen und so haben wir uns, ganz nüchtern betrachtet, Kampfsysteme geschaffen. Begriffe wie Konkurrenz und Wettbewerb sind mit Kampf verbunden. Dies wird uns jedoch als etwas Gesundes verkauft. Soll uns angeblich zu Höchstleistungen anspornen. Gleichzeitig sollen wir kooperieren, respektvoll und achtsam miteinander umgehen. Beide Denkmodelle, Kampf und Frieden kann der Verstand nicht miteinander verbinden. Wir haben uns für eins von Beidem zu entscheiden.

Solange wir uns von unseren Emotionen dominieren, lenken und leiten lassen, befinden wir uns in einem Energiefeld oder Denksystem von Angst, Kampf und Kontrolle.

Im vorherrschenden Denksystem hindern wir uns selbst, Eigenverantwortung zu übernehmen.


Aus dem emotionalen Feld heraus zu handeln, verkleinert unseren Entscheidungsspielraum. Wie wollen wir Erwachsene sein, wenn wir uns weiterhin von Wut und Ärger, Angst und Sorge leiten lassen?

In meinem letzten Artikel, „Emotionen besitzen keine Intelligenz“ bin ich bereits darauf eingegangen.

Wünschen wir uns nicht Alle, eigenverantwortlich zu leben und entscheidungsfreudig den anstehenden Umbruch in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu gestalten? Die Lösungen dahingehend liegen in jedem Einzelnen von uns. In der Art und Weise, wie wir denken und wie jeder eine neue Wirklichkeit in sich erfinden kann.

Eine neue Wirklichkeit zu erfinden, führt in die Eigenverantwortung und erschafft innere Freiheit

Dass die Wirklichkeit von uns erfunden wird und nicht gefunden wird, ist eine schwer zu schluckende Pille

Paul Watzlawick


Bereits in der Antike haben sich die Philosophen mit der Konstruktion von Wirklichkeiten beschäftigt und die neuere Gehirnforschung bestätigt dies.

Da wir einen Großteil unseres Lebens im Berufsalltag verbringen, liegt hier das größte Potential unser Denken zu transformieren. Indem ich mein Denken transformiere, verändert sich meine Wahrnehmung und ebenso meine Wirklichkeit.

Verändern sich Wahrnehmung und Wirklichkeit, verändern sich Denken Handeln. Wenn solche Prozesse von Unternehmen gefördert werden, hat dies fundamentale Auswirkungen auf die Organisation und das Miteinander.

In der neuen Wirklichkeit entziehe ich den Emotionen die Kontrolle über meinen Verstand. Das ist ein aktiver mentaler Prozess, eine Transformation im Denken, die jeder/jede von uns vollziehen kann. Voraussetzung ist die Bereitschaft, Neues dazu zu lernen.

Das Neue besteht darin, sich mit seinem Sein und seinem inneren Wissen zu verbinden.

Begriffe, die wir bisher gescheut haben, in den wirtschaftlichen Kontext einzubringen. Aus Angst, die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren? Weil wir glauben, solche Themen gehören nicht in den Berufsalltag?


Alleine die Vorstellung, dass so etwas möglich sei, scheint uns mehrheitlich unrealistisch. Eine Utopie, für die es keinerlei Beweise gibt. Unmöglich - schreit der egobasierte, emotionalisierte Verstand. Möglich - klopft leise das ego- und angstfreie Sein bzw. Selbst an. Es möchte mir mitteilen: „Probier es aus!“

Nur weil ich etwas noch nicht ausprobiert habe, heisst das nicht, es sei nicht möglich.


Für die Entscheidungsträger:innen an der Spitze der derzeit bestehenden Pyramiden ist - auch wenn Sie es nicht gerne hören - eine Transformation in Ihrem Denken angesagt. Sie sind die Initiatoren:innen die den Anstoß geben, um Ihre Organisation aus dem Spiel der Befindlichkeiten und somit aus der Angst herauszuführen.

Ichverantwortung versus Eigenverantwortung

Der Paradigmenwechsel besteht darin, eine neue Wirklichkeit in meinem Kopf zu konstruieren.

Wie eingangs erwähnt, leben wir derzeit in einem Paradigma von Ichverantwortung. Einem Paradigma aus Angst und Sorge, aus Wut und Ärger und den daraus resultierenden Entscheidungen. Das Ich oder Ego konstruiert dabei die Illusion von Eigenverantwortung. Das Ich verantwortet die emotionalisierten Glaubenssätze & Co. Es ist ängstlich. Der Verstand begründet und erklärt. Er legitimiert die daraus resultierenden Handlungen. Menschen mit Ichverantwortung suchen immer nach Schuldigen, wenn etwas nicht so wie erwartet funktioniert und sie haben einen Hang zur Kontrolle. Kennen Sie das?


Eigen- oder Selbstverantwortung besitzt eine andere Qualität. Die Qualität des Bewusstseins. Es besagt nichts anderes, als sich seines Seins bewusst zu sein. Das Sein lässt sich jedenfalls nicht erklären oder begründen. Es ist frei. Ich weiß um mein Sein. Dieses Wissen um sein Sein ist ein, nennen wir es, INNERES WISSEN. Das Bewusstsein ist daher die Grundlage unseres Daseins.

Es lässt sich nicht mit wissenschaftlichen Messmethoden nachweisen. Es entzieht sich jeglicher Beobachtung. Wir haben keine Worte dafür. Das macht es auch so herausfordernd, sich damit zu beschäftigen. Sich mit seinem Sein zu beschäftigen, ist frei von religiösen, philosophischen, spirituellen oder esoterischen Begrifflichkeiten. Es ist in Ihnen angelegt - Ihr inneres Wissen.

Jede Beschäftigung mit diesem inneren Wissen wird durch den Fokus auf unser Tun verdrängt. Bereits unsere Kinder haben volle Terminkalender. Rückzug und Müßiggang werden argwöhnisch beäugt.

Sein (Spüren) und Tun (Verstand) lassen sich nicht voneinander trennen. Sie gehören zusammen und bedingen sich gegenseitig. Um mich selbst spüren zu können, habe ich meinen Verstand von Emotionen und Glaubenssätzen zu entkoppeln.


Ein rein auf das Tun ausgerichteter Mensch trägt ein sehr mechanistisches Menschen- und Weltbild in sich. Der nur auf das Tun ausgerichtete Mensch besitzt keine innere Stabilität. Er sucht nach Selbstliebe und Selbstwert und hofft, dies von anderen zu erhalten. Er definiert seinen Selbstwert über seine Arbeit, seine Funktion, seine Stellung innerhalb der Gesellschaft. Diese Menschen sind abhängig von den Reaktionen ihres Umfelds. Abhängig von den Bewertungen und Vergleichen Dritter.


Wollen Sie weiterhin wütend und ärgerlich, ängstlich und sorgenvoll Ihr Leben gestalten? Jedes Verhalten bewerten und be- bzw. verurteilen? Um Anerkennung, Respekt, Liebe, Wertschätzung kämpfen? Im Glauben dies erringen zu müssen.

Zahlreiche Überzeugungen in sich zu tragen und zu meinen, andere damit beglücken zu müssen? Sich wichtig nehmen, weil Sie glauben etwas Besonderes zu sein? Erwartungen an sich und andere haben?

Wenn ja, dann ist das in Ordnung. Niemand hat das Recht, Sie für diese Entscheidung zu kritisieren.


Sie haben auch die Möglichkeit, die Abenteuerreise Leben anders zu gestalten, indem Sie sich entscheiden, sich nicht mehr von Ihrem emotionalen Zentrum dominieren zu lassen. Jeder/Jede von uns kann diese mentale Transformation vollziehen, indem Sie Ängste als mentales Konstrukt erkennen. Sie lernen dabei, eine neue Perspektive einzunehmen. Im Erschaffen, im Kreieren dieser neuen Wirklichkeit, verbinden Sie den handelnden Verstand mit Ihrem Sein/Selbst. Nur dieses spür- und berührbare Sein ist stabil. Im Gegensatz zu emotionalisierten Glaubenssätzen. Die bisherige Wirklichkeit basiert auf angelerntem Wissen, zu denen normative und dogmatische Vorstellungen gehören. Die neue Wirklichkeit beruft sich auf das in Ihnen angelegte innere Wissen. Dieses innere Wissen beginnen Sie wahrzunehmen, sobald Ihr Verstand nicht mit Überzeugungen, Erwartungen und Bewertungen beschäftigt ist. Leider lässt sich dieses innere Wissen nicht begründen und erklären. Dieses innere Wissen übertrifft, was wir im allgemeinen Sprachgebrauch als Bauchgefühl oder Intuition benennen. Dort angelangt, befinden wir uns in einem Feld der Möglichkeiten, anstatt wie so oft in der Alternativlosigkeit.

Probieren Sie es aus!


Bei meinen Workshops/Vorträgen in Unternehmen und Organisationen hat sich gezeigt, mit welch hoher Bereitschaft die Menschen ihr bisheriges normatives Denkens überprüfen und beginnen, sich davon zu verabschieden. Den Verstand benötigen wir immer in dieser Welt. Er ist dazu da, benutzt zu werden. Ich kann mit ihm eine neue Wirklichkeit erschaffen.

In diesem neuen Seinszustand, dieser neuen Wirklichkeit, werden Sie weiterhin Ihren täglichen Aufgaben nachgehen. Eine neue Wirklichkeit in Ihrem Denken hebt Sie nicht aus dieser dualen Welt. Es geht nicht darum, gleichsam erleuchtet, mit glückseligem Lächeln auf einem Kleeblatt zu sitzen.

Status Quo

Lassen Sie uns kurz einen Blick auf den Staus Quo in den Unternehmen werfen, bevor wir uns nochmals der neuen Wirklichkeit zuwenden.

Wollen wir bei all den anstehenden Herausforderungen und Umbrüchen in der bestehenden Wirklichkeit verharren, in der wir Emotionen die Regie überlassen?

Wollen Sie zunehmende Kontrollen und Bewertungstools einführen, mit dem Ergebnis noch mehr frustrierte Mitarbeiter:innen in Ihrem Unternehmen zu haben?

Eine Wirklichkeit, in der nur Wenigen die Fähigkeit zugestanden wird, Entscheidungen für eine Mehrheit zu treffen?

Eine Welt, in der Mitarbeiter:innen wie Kinder behandelt werden und denen keine wahre Eigenverantwortung übertragen wird? Welche Angst steckt dahinter?


Es wird versucht, die zunehmende Unzufriedenheit, durch von außen aufgesetzte Maßnahmen einzuhegen.

Das Trainingsgeschäft für Führungskräfte boomt. Es werden so viele Tools vermittelt, wie zu angeblich zu führen sei, sodass sich, bis auf wenige Experten und Expertinnen, Keiner mehr auskennt.

Die Unzufriedenheit und das Vertrauen in die Führungsriegen nimmt, laut aktuellen Studien, eher zu als ab. Goodies, wie ein Meditationsraum oder der Obstkorb zu freien Entnahme, scheinen auch nicht der Stein der Weisen zu sein. Auch die Gruppenseminare à la „Tschakalaka - jetzt sind wir alle motiviert“ oder das wiederholt angesetzte Kommunikationsseminar scheinen auch nicht die Stimmung zu erhöhen. Ebenso wenig brechen die Mitarbeiter:innen in Jubelstürme aus, wenn wieder mal versucht wird, ihnen die scheinbar optimale Organisation schmackhaft zu machen und dies gegen große Widerstände implementiert wird.


Derzeit ist ein Exodus an Führungskräften zu beobachten. Junge Führungskräfte sind schwer zu finden. Die Gruppe, die es sich finanziell leisten kann, will das derzeit bestehende Spiel nicht mehr mitspielen. Eine weitere, zunehmend größer werdende Gruppe, klagt über Stress bzw. psychosomatische Beschwerden.


Jene, die erwachen und erwachsen werden, indem sie Verantwortung für sich selbst übernehmen, die keinen Sinn mehr erkennen - nicht indem WAS Sie tun, sondern WIE Sie es tun - diese Menschen haben begonnen, das WIE zu hinterfragen.

Wie gehe ich mit mir um? Wie mit meiner begrenzten Lebenszeit? Wie will ich arbeiten? Wie meine Kompetenzen und Fähigkeiten einbringen?


Daher ist eine Schubumkehr in den Köpfen der Führungskräfte angesagt.

Ein Management, welches dient und sich zurücknimmt. Ein Management, welches diesen Paradigmenwechsel im Kopf vollzieht und Systeme der Angst, Kontrolle und Bewertung nach und nach beendet. Freiheit will gelernt werden. Es ist ein Prozess, Menschen in die Eigenverantwortung zu begleiten.

Sie, das Management, sind die Wegbereiter für eine neue Wirklichkeit. Wegbereiter, Räume zu eröffnen, in denen die Mitarbeiter:innen die Möglichkeit bekommen, eigenverantwortlich zu gestalten. In der Folge werden sich Manager eines Tages selbst überflüssig machen. Haben Sie den Mut, Schritte in diese Richtung zu unternehmen?

Gary Hamel, amerikanischer Ökonom und Unternehmensberater, traf bereits vor Jahrzehnten folgende Aussagen:

  • Gesellschaftliche, ökologische und wirtschaftliche Veränderungen haben dramatisch zugenommen

  • Strategie und Planung sind ein Widerspruch in sich

  • Hierarchien sind irrelevant

  • Management hat sich im 21. Jahrhundert neu zu erfinden:

    • Paradigmenwandel

    • Servant Leadership

    • Management abschaffen

  • Employees first, customer second

  • Organisations must be fit for human beings

Voraussetzung - um diese Schlagworte zum Leben zu erwecken - ist, die bisherigen Überzeugungen, Erwartungen und Bewertungen zu überdenken und sich von ihnen zu verabschieden.

Auswirkungen, sich mit seinem Sein zu beschäftigen

Befindlichkeiten und Emotionen aller Art sind rein mentale Konstrukte in Ihrem Kopf. Sie besitzen keinen Wahrheitsgehalt, schaffen jedoch die derzeit vorherrschende Wirklichkeit. Im Zuge des aktiven, mentalen Prozesses, sich davon zu verabschieden, beginnen Sie, sich zu spüren.

Das ist der entscheidende Paradigmenwechsel im Kopf.

Ohne sich weiter mit diesem nicht greifbaren Sein zu beschäftigen, sind Sie mit ihm verbunden. Sie, als Person, werden spürbar und berührbar. Sie spüren nicht nur sich, sondern auch Ihr Gegenüber. Sich selbst zu spüren, lässt Sie klar werden. Ihr innerer Kompass ist neu justiert, da Angst und Sorge keine Kontrolle mehr über Sie haben. Sie gehen achtsam und respektvoll mit sich und der Welt um - ohne diese Worte überhaupt noch in den Mund nehmen zu müssen. All die antrainierten Bewertungen werden Ihnen fremd.

Sie erkennen die egobasierten, hochemotionalen Spiele. Nur Sie steigen nicht mehr darauf ein, übernehmen keine Verantwortung für die Befindlichkeiten der anderen - Sie gehen nicht mit ihnen in Resonanz.


Verharre ich in meinem emotionalisierten Denken, muss ich Respekt und Achtsamkeit unweigerlich bewerten. Ich bin somit im Bewertungsspiel gefangen. Alles und Jeden zu bewerten, ist zu einem globalen Volkssport geworden. Das ängstliche Ego schreit nach Respekt. Da mein Sein/Selbst in sich perfekt ist und mit meinem Verstand interagiert, ist es nicht mehr auf den Respekt anderer angewiesen. Ich weiß um meine Einzigartigkeit, da es mich in dieser Ausführung nur ein einziges Mal unter diesen fast 8 Mrd. Menschen gibt. Gleichzeitig nehme ich mich nicht mehr wichtig, noch glaube ich etwas Besonderes zu sein.


Aus einem Seinszustand zu leben, bedeutet sich weder mit der Vergangenheit, noch mit der Zukunft zu beschäftigen.


Derzeit bewegt sich ein Großteil der Menschen in der Vergangenheit oder Zukunft.

Überlegen, ob in gewissen Situationen nicht anders hätte entschieden werden können, quälen sich mit Ihrer Vergangenheit und glauben, andere Entscheidungen hätten bessere Ergebnisse gebracht.

Im Zuge der mentalen Transformation, schließen Sie mit Ihrer Vergangenheit ab. Das bedeutet Friedensarbeit im eigenen Kopf.

Sie überlassen die gemachte Erfahrung der Vergangenheit. Die gemachte Erfahrung hat keinen Einfluss mehr auf die gegenwärtig zu treffende Entscheidung.

Da Sie angstfrei geworden sind, machen Sie sich auch keine Sorgen mehr über Ihre Zukunft. Sie wissen nicht, was die Zukunft bringt. Sie spüren jedoch, was zu tun ist. Setzen Handlung um Handlung. Treffen eine Entscheidung nach der anderen. Da Sie sich weder mit Vorwürfen aus der Vergangenheit beschäftigen, noch sorgenvoll versuchen die Zukunft zu planen, ist eine enorme Kapazität in Ihrem Kopf frei, sich auf das zu konzentrieren was ist. Auf den Moment. Auf die Aufgabe, die gerade ansteht.

Die Folge:

  • Sie gehen gelassen an jede Aufgabe heran.

  • Sie haben den Kopf frei für ungewöhnliche Lösungen (out of the box).

  • Sie machen sich keine Sorgen mehr, über mögliche Konsequenzen. Sie wissen, dass die gerade getroffene Entscheidung auf Basis des aktuellen Wissens erfolgt.

  • Sie spüren, was zu tun ist. Können Sie keine Begründung und Erklärung für die Handlung geben, sind Sie vollumfänglich mit Ihrem Spüren - mit Ihrem Sein - verbunden. Ihr inneres Wissen verbindet sich mit Ihrem Verstand!

  • Sie beenden jede innere Kritik. Sie wissen, dass Sie in der Vergangenheit nicht anders handeln konnten.

  • Wenn sich meine Wahrnehmung, meine Wirklichkeit - frei von Emotionen und Befindlichkeiten - verändert, verändert sich meine Art und Weise der Kommunikation.

  • Sie kommunizieren klar und angstfrei. Ohne die Anderen überzeugen zu wollen und stellen auch keine Erwartungen mehr an sie. Ebensowenig an sich selbst.

  • Ich kommuniziere frei von Vorwürfen und Rechtfertigungen. Frei von Drohungen, Strafe und Rachegedanken.

  • Frei von Erwartungen - frei von Ärger - frei von Stress. Ihr Körper wird es Ihnen danken.

  • Sie kooperieren anstatt zu kämpfen.

Auf Basis dieser neuen Wirklichkeit gehe ich anders mit mir, wie auch meinen Mitmenschen um. Ich sehe Krisen und Umbrüche nicht mehr als Gefahr, sondern als Herausforderung meine bisherige Wirklichkeit aus Angst, Kontrolle und Kampf zu überprüfen. Nur der Verstand kann die neuronale Verbindung zwischen ihm und dem emotionalen Zentrum „austrocknen“. Das ist kein passiver, sondern ein äußerst aktiver Vorgang.


Bleiben wir bei den Unternehmen, in denen wir, wie gesagt, einen großen Teil unserer Lebenszeit verbringen.

Menschen, die frei von Befindlichkeiten sind und sich nicht mehr mit ihnen beschäftigen, haben Kapazitäten frei, um ungewöhnliche Lösungen zu finden. Sie gestalten Organisationen, die lebendig sind. Sie agieren eigenverantwortlich. Das Fachwissen dazu ist in allen Unternehmen vorhanden.

Wie erschaffe ich diese neue Wirklichkeit?

Ganz einfach. Sie nehmen dazu Ihren genialen Verstand und beschäftigen ihn.

Nicht mehr, indem Sie seinen Emotionen folgen, sondern indem diese in Frage gestellt werden.

Um das Denken zu transformieren, nehmen Sie alle Emotionen unter die Lupe und erkunden wie ein Forscher, wie eine Forscherin, deren Wahrheitsgehalt.

Sie nehmen alle Überzeugungen, Erwartungen, Bewertungen, Ängste und Sorgen - all diese persönlichen Befindlichkeiten mit Hilfe Ihres genialen Verstands auseinander. Diskutieren Sie mit Ihrer internalisierten kritischen Stimme und zweifeln alles an, was diese Sie glauben lässt.


Die durch Glaubenssätze & Co vermittelte Scheinsicherheit und Scheinorientierung verschwindet, wie eine Fata Morgana in der Wüste. Der emotionalisierte Verstand verliert an Kraft.

Je stringenter und konsequenter Sie Ihr bisheriges Denken hinterfragen, umso eher kommen Sie mit Ihrem spürenden Sein in Berührung.

Sie beginnen angstfrei und somit auf einer erwachsenen Ebene eine neue Wirklichkeit zu konstruieren. Funktioniert etwas nicht, setzt man sich zusammen und probiert etwas Neues aus. Frei von Erwartungen und Überzeugungen, frei von Schuld und frei von dogmatischen und normativen Vorstellungen.


WILLKOMMEN EIGENVERANTWORTUN

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